Darmgesundheit
Antibiotika, Stress und eine schlechte Ernährung bringen den Darm aus dem Gleichgewicht. Jeder Sechste in Deutschland ist von Verdauungsproblemen betroffen. Die gute Nachricht: Sie können aktiv etwas für Ihre Darmgesundheit tun.
Was ist das eigentlich ein gesunder Darm? Dazu gehört vielleicht mehr, als man im ersten Moment denkt. Führende Wissenschaftler haben fünf Kriterien definiert, die „Darmgesundheit“ ausmachen:
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keine Darmkrankheiten
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eine wirksame Verdauung und Aufnahme der Nahrung
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eine normale und stabile Darmflora
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ein starkes Immunsystem
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allgemeines Wohlbefinden
Chronisch entzündliche Darmerkrankungen
Lange galten CED als klassische Autoimmunerkrankungen, inzwischen ist diese Annahme jedoch überholt. Mediziner sprechen heute von einer komplexen Darmbarrierestörung, deren Grundlage ein kompliziertes Zusammenspiel aus Genen, Umweltfaktoren, Immunsystem und Darmmikrobiom ist. Wie genau die einzelnen Puzzleteile ineinandergreifen, ist noch nicht vollständig bekannt.
Erste Erfolge beim Lösen des Rätsels konnten aber bereits erzielt werden. So kennt man inzwischen verschiedene Gene, die das Risiko einer CED erhöhen. Bekannt ist auch, dass Gene allein nicht ausreichen, um die Krankheit auszulösen. Dafür werden Umweltfaktoren benötigt. So ist zum Beispiel Tabakrauchkonsum ein wesentlicher Risikofaktor für den Ausbruch sowie für komplizierte Verläufe von Morbus Crohn. Als weitere auslösende Umweltfaktoren gelten derzeit gastrointestinale Infektionen, früher und wiederholter Einsatz von Antibiotika, Einnahme von nichtsteroidalen Antirheumatika, frühes Abstillen und im Fall der Colitis ulcerosa eine Blinddarmentfernung.
Viele CED-Patienten haben eine veränderte Darmflora
Die Entzündung selbst wird durch ein Wechselspiel zwischen Darmmikrobiom und Immunsystem aufrechterhalten. Viele CED-Patienten haben eine veränderte Darmflora. Ihr Mikrobiom ist weniger variabel, und die Zahl bestimmter Mikroorganismen ist erhöht. Das führt dazu, dass die natürliche Barrierefunktion der Darmwand gestört ist und Bakterien sowie andere Krankheitserreger leichter eindringen können. Der Körper reagiert darauf mit einer Abwehrreaktion, die wiederum eine Entzündungsreaktion hervorruft.

Reizdarmsyndrom
Die Diagnose Reizdarmsyndrom ist oft eine Herausforderung, denn die Beschwerden des einzelnen Patienten können sehr unterschiedlich sein und sich im Laufe der Zeit verändern. Außerdem gibt es eine Vielzahl von Krankheiten, die ähnliche Symptome zeigen. Ein Reizdarm liegt vor, wenn
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die Beschwerden (Bauchkrämpfe, Blähungen) länger als 3 Monate anhalten und in der Regel mit Stuhlveränderungen (Durchfall oder Verstopfung) einhergehen
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die Beschwerden die Betroffenen sehr belasten, die Lebensqualität stark beeinträchtigen und sie deswegen Hilfe suchen
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keine anderen Krankheiten als Ursache gefunden werden konnten (Ausschlussdiagnose)
Am Anfang der Diagnose steht ein ausführliches Gespräch der Patientin mit der Therapeutin über ihre Beschwerden, ihre Krankengeschichte und ihre Lebenssituation. Unser Patienten-Tipp: Ein Beschwerdetagebuch kann helfen, sich auf das Gespräch vorzubereiten. Hier wird über einige Zeit genau aufgeführt, welche Beschwerden unter welchen Umständen (Tageszeit, Ernährung, Stress etc.) aufgetreten sind. Danach führt der Arzt eine körperliche Untersuchung durch. Er tastet die Bauchregion ab, um schmerzhafte oder verhärtete Stellen zu entdecken. Im Rahmen einer rektalen Tastuntersuchung wird der Enddarm mit dem Finger ausgetastet.

Reizdarm – die Symptome beeinträchtigen die Lebensqualität
Die Beschwerden der Betroffenen können sehr unterschiedlich sein und sich im Laufe der Zeit verändern. Sie können ein Leben lang, mal stärker mal schwächer ausgeprägt, auftreten. Zu den typischen Reizdarm-Beschwerden gehören:
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Bauchschmerzen und Völlegefühl – mal mehr, mal weniger stark ausgeprägt
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Blähungen – oft schmerzhaft
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Durchfall oder Verstopfung – auch abwechselnd
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Gefühl der unvollständigen Darmentleerung nach Toilettenbesuch
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Schleim am Stuhl
Zusätzlich leiden Betroffene oft unter Beschwerden außerhalb des Darmbereiches, wie z. B. Kopfschmerzen, Rücken- und Gelenkschmerzen, Schlaf- oder Angststörungen oder depressiven Verstimmungen.
Je nachdem, welche Beschwerden überwiegen, lassen sich verschiedene Formen des Reizdarmsyndroms nach der Bristol-Stuhlformen-Skala unterscheiden:
Durchfalltyp: hauptsächlich Durchfall (Typ 6 und 7 Stuhlformen)
Verstopfungstyp: hauptsächlich Verstopfung (Typ 1 und 2 Stuhlformen)
Mischtyp: wechselnde Beschwerden
Ausschlussverfahren
Es gibt kein Diagnoseverfahren, das ein Reizdarmsyndrom sicher nachweist. Die Diagnose erfolgt nach dem Ausschlussprinzip. Alle anderen Magen-Darm-Erkrankungen, die ebenfalls für die Beschwerden verantwortlich sein könnten, werden durch geeignete Verfahren (beim Facharzt) ausgeschlossen. Zu diesen Krankheiten gehören z. B.
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Darm-Infektionen (z. B. mit Salmonellen)
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Chronisch-entzündliche Darmerkrankungen (Morbus Crohn, Colitis ulcerosa)
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Nahrungsmittelunverträglichkeiten
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Glutenunverträglichkeit (Zöliakie)
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Weizenunverträglichkeit
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Laktoseintoleranz (Milchzuckerunverträglichkeit)
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Unverträglichkeit von Fruktose oder Sorbit
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gestörter Stoffwechsel der Gallensäuren
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Funktionsstörung der Bauchspeicheldrüse (exokrine Pankreasinsuffizienz EPI)
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Störungen der Schilddrüsenfunktion
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Tumore im Magen-Darm-Trakt
Diagnoseverfahren
Folgende Diagnoseverfahren können dabei zum Einsatz kommen:
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Blutuntersuchungen mit Blutbild, Entzündungswerten, Leberwerten, Bauchspeicheldrüsen- und Gallenwerten, Tumormarker
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Stuhluntersuchung: Entzündungsmarker, Blut und Gallensäuren
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Ultraschall (Sonografie) des Bauches, um Lebererkrankungen auszuschließen (beim Haus- oder Facharzt)
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Darmspiegelung (Endoskopie) bei Durchfall zur Untersuchung der Darmschleimhaut und zum Ausschluss von Darmkrebs (beim Facharzt)
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Tests auf Nahrungsmittelunverträglichkeiten und -allergien
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Bestimmung der Pankreas-Elastase 1 im Stuhl, um eine gestörte Funktion der Bauchspeicheldrüse (exokrine Pankreasinsuffizienz – kurz EPI) auszuschließen
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Gynäkologische Untersuchung bei Frauen, um Eierstockkrebs und Endometriose auszuschließen (beim Facharzt)